Faktenchecker: im täglichen Kampf gegen die Desinformation!

Porträtfoto von Tania Rottger, Factchecker
Tania Röttger

Tania Röttger ist professionelle Faktencheckerin. Tagtäglich ist sie im Einsatz um Falschmeldungen zu entlarven, uns vor Desinformationen zu schützen und die Onlinewelt sicherer zu machen. Anders als andere Journalisten berichten Faktenchecker nicht nur was passiert, sondern prüfen, ob die Inhalte und Behauptungen, die online kursieren, auch wirklich stimmen. Wie ihre Arbeit aussieht und was man als Faktencheckerin benötigt, hat sie BEE SECURE in einem kurzen Interview erzählt.

Wie sieht die Arbeit eines Faktencheckers aus?

„Zunächst beobachten wir die Nachrichtenlage und verfolgen, welche Themen gerade wichtig sind und welche auch viral gehen. Unter diesen wählen wir schließlich die Tatsachenbehauptungen aus, die wir prüfen. Dazu ziehen wir dann unabhängige Quellen heran und testen, in wie weit die Tatsachenbehauptung stimmt.“

Was braucht man, um selbst Faktenchecker zu werden?

„Faktenchecker müssen bestimmte Einstellungen mitbringen. Als Faktenchecker braucht man ein kritisches Auge. Man muss intensiv hinterfragen, ob eine Information vertrauenswürdig und glaubwürdig, ob sie belastbar und im dargestellten Kontext benutzbar ist. Auch sich selbst muss man ständig hinterfragen. Das zwingt zu andauender Vorsicht. Darüber hinaus benötigt man gutes analytisches Geschick, beispielsweise um Quellen auswerten zu können.“

Warum sind Sie selbst Faktencheckerin, was sind Ihre Motivation und Ihr Ansporn?

„Die Arbeit ist einfach ungemein wichtig. Falsche Tatsachenbehauptungen richtig zu stellen und dafür zu sorgen, dass Gerüchte, Falschmeldungen und Desinformation nicht unkorrigiert in der Öffentlichkeit stehen bleiben, ist wichtig. Mit unseren Faktenchecks hoffen wir, Personen erreichen und aufklären zu können. Mittlerweile gibt es sogar Studien, die das belegen. Außerdem ist die Arbeit spannend und vielfältig. Wir machen Faktenchecks in den Feldern Medizin, Politik, Migration und Sozialpolitik. Zu jedem Thema gibt es Tatsachenbehauptungen, die man prüfen kann. Für mich als Journalistin ist es eine super aufregende Sache, mich auf so viele verschiedene Themen spezialisieren zu können, mit verschiedenen Quellen und Experten zu arbeiten. Die Arbeit wird nie langweilig.“

Was sind die größten Herausforderungen und Schwierigkeiten Ihrer Arbeit?

„Für unsere Faktenchecks sind wir darauf angewiesen, von offiziellen Stellen Informationen zu erhalten. Das Hauptproblem unserer täglichen Arbeit ist es daher, wenn diese Stellen nicht auf unsere Anfragen reagieren. Wenn beispielsweise Behörden oder Experten nicht antworten, können wir nicht arbeiten. Problematisch ist es auch, wenn wir bei Checks keine Quellen finden. Nicht immer findet man leicht Informationen zu einem Thema.“

Geht von Desinformation eine Gefahr aus?

„Ja, von Desinformation kann eine gewisse Gefahr ausgehen und zwar, wenn Menschen sich ihre Meinungen auf der Grundlage von falschen oder verzerrten Inhalten bilden. Je mehr Desinformationen kursieren, umso größer ist die Gefahr, dass dies passiert.“

Sind junge Menschen durch das Nutzen von Sozialen Netzwerken als Hauptinformationsquelle, besonders gefährdet?

„Im Gegenteil. Studien zeigen immer wieder, dass vor allem ältere Leute auf Falschmeldungen hereinfallen. Sie sind nicht mit den digitalen Medien aufgewachsen, sondern mit Zeitungen, daher nehmen sie an, dass das, was sie lesen, auch wahr sein muss und sind oft weniger kritisch als junge Menschen. Die Jüngeren sind mit den sozialen Medien aufgewachsen und wissen, dass da auch viel Quatsch kursiert. Verallgemeinern kann man das aber nicht. Menschen die wissentlich oder unwissentlich Falschmeldungen glauben, teilen und verbreiten, die kann es unter allen Altersgruppen geben.“

Zum Schluss: Was würden Sie den Lesern mit auf den Weg geben, hinsichtlich ihrer Aktivitäten im Netz?

„Immer alles kritisch hinterfragen! Fragen: Was sehe ich und was teile ich, stimmen die Informationen die ich habe auch wirklich – kann ich sie überprüfen und verifizieren? Untersuchen, woher die Informationen kommen, die einen erreichen. Da ein großer Teil der Desinformationen aus dem privaten Bereich kommt, sollte man auch bei Inhalten von vertrauten Personen aufmerksam bleiben und im Zweifelsfall nachrecherchieren. Mein Tipp lautet: Hört auch auf das eigene Gefühl! Wenn etwas zu schön oder aufregend ist, um wahr zu sein, ist es das meistens auch.“

Unter Folgendem Link finden Sie interessante Unterrichtsmaterialien für LehrerInnen zum Thema Desinformation.

 

Quelle: Interview mit Tania Röttger