Roblox ist bunt, kreativ und extrem beliebt – besonders bei Kindern im Grundschul- und frühen Teenageralter. Die Plattform verspricht Unterhaltung und Spielspaß, aber sie bringt auch Risiken mit sich. Vor allem das sogenannte „Grooming“, also das gezielte Ansprechen und Manipulieren von Kindern durch Erwachsene, ist ein ernstzunehmendes Problem. Was sollten Eltern wissen – und wie können sie ihre Kinder schützen?
Was genau ist Roblox?
Roblox ist keine einzelne App und auch kein klassisches Spiel. Vielmehr handelt es sich um eine Plattform, auf der Nutzer eigene Spiele erstellen und mit anderen teilen können. Dieses Prinzip der sogenannten user-generierten Inhalte (englisch: user generated content) macht Roblox so vielfältig: Millionen Minispiele, virtuelle Welten und soziale Räume entstehen direkt durch die Community – also durch andere Spieler, darunter auch Erwachsene.
Genau darin liegt auch ein zentrales Problem: Da Inhalte nicht im Voraus geprüft werden, gibt es neben kreativen Spielideen auch Spiele mit Gewalt, Angst-Elementen oder anzüglichen Inhalten, die für Kinder ungeeignet sind. Roblox setzt zwar automatische Filter und Moderation ein, kann aber bei der Fülle an neuen Inhalten keine vollständige Kontrolle gewährleisten.
Trotz dieser Herausforderungen ist Roblox bei Kindern und Jugendlichen äußerst beliebt – auch in Luxemburg. Laut dem BEE SECURE Radar 2025, einer groß angelegten Umfrage zur Mediennutzung, zählt Roblox zu den meistgenannten Plattformen bei 10- bis 13-Jährigen im Land. Viele Kinder verbringen dort regelmäßig viel Zeit, häufig unbeaufsichtigt.
So problematisch nicht altersgerechte Inhalte auch sein mögen – das größte Risiko stellt das sogenannte Grooming dar. Dabei nehmen Erwachsene gezielt Kontakt zu Kindern auf, um über Zeit eine emotionale Bindung aufzubauen – mit dem Ziel, persönliche Informationen, intime Bilder oder sogar reale Treffen zu erwirken.
Grooming: Ein reales Problem auf der Plattform
Im Jahr 2023 meldete Roblox über 13.000 Fälle von sexueller Ausbeutung Minderjähriger an das National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC). Dabei handelt es sich nicht nur um „komische Nachrichten“, sondern um gezielte, oft über Wochen aufgebaute Kontakte von Erwachsenen zu Kindern mit dem Ziel, emotionale Nähe herzustellen und später sensible Informationen, Bilder bis hin zusogar realen Treffen zu erwirken.
Einige dieser Fälle hatten schwerwiegende Folgen: So reiste ein Mann aus Deutschland nach Großbritannien, um sich mit einem 13-jährigen Mädchen zu treffen – er wurde später zu über acht Jahren Haft verurteilt. In den USA wurde ein Junge von einem Lehrer kontaktiert, den er über Roblox kennengelernt hatte – das Gespräch verlagerte sich auf Discord, wo es zu einem Übergriff kam. In einem weiteren Fall aus Texas wurde ein Mädchen durch wiederholte Kontaktaufnahme über Roblox und Messaging-Apps in eine gefährliche Situation gebracht.
Diese Beispiele zeigen: Was als scheinbar harmloser Spielkontakt beginnt, kann sich schnell in eine ernste Bedrohung verwandeln – besonders wenn Kinder alleine gelassen werden.
Wie läuft Grooming konkret ab?
Grooming verläuft oft schleichend. Zuerst wirkt alles wie ein normales Gespräch unter Mitspielern. Der Täter gibt sich meist als Jugendlicher aus, macht Komplimente, schenkt virtuelle Gegenstände wie „Robux“ oder hilft bei schwierigen Spielsituationen. Dabei entsteht eine scheinbare Freundschaft – und genau das macht die Gefahr so schwer erkennbar.
Im nächsten Schritt wird der Kontakt oft auf andere Plattformen verlagert, etwa auf WhatsApp, Snapchat oder Discord. Dort gibt es weniger Schutzmechanismen, und die Kommunikation ist für Eltern kaum noch nachvollziehbar. Die Täter fordern persönliche Informationen, Fotos oder ein Treffen im echten Leben – und setzen Kinder dabei häufig emotional unter Druck („Vertrau mir, niemand darf das wissen“).
Was Eltern tun können
Gespräche auf Augenhöhe führen:
Der wichtigste Schutz ist Vertrauen. Sprechen Sie regelmäßig mit Ihrem Kind über Online-Erlebnisse – nicht nur, wenn etwas schiefläuft. Fragen Sie offen und interessiert: „Mit wem hast du heute gespielt?“ oder „Was war besonders lustig oder seltsam?“ Kinder, die sich ernst genommen fühlen, erzählen auch von komischen Situationen. Häufig haben Kinder Angst mit ihren Eltern über für sie als seltsam empfundene Onlineerlebnisse zu reden, weil sie befürchten, dass die Eltern wütend werden könnten. Deshalb ist es besonders wichtig ruhig zu bleiben.
Einstellungen gemeinsam überprüfen:
Roblox bietet technische Möglichkeiten, die Nutzung kindgerechter zu gestalten. Dazu gehören z. B. die Einschränkung oder Deaktivierung der Chatfunktion, das Festlegen von erlaubten Spielen und ein PIN-Schutz, damit Kinder die Einstellungen nicht selbst ändern können. Diese Funktionen sind vor allem für Kinder unter 13 Jahren sinnvoll und sollten aktiv genutzt werden.
Selbst einen Blick ins Spiel werfen:
Nehmen Sie sich Zeit, Ihrem Kind beim Spielen zuzusehen – oder probieren Sie es selbst aus. So bekommen Sie ein besseres Gefühl dafür, welche Inhalte es sieht, mit wem es interagiert und wo mögliche Risiken liegen.
Auf Warnsignale achten:
Verändert sich das Verhalten Ihres Kindes plötzlich? Verhält es sich zurückhaltender, löscht es Nachrichten oder gibt es Kontakte, von denen Sie nichts wissen dürfen? Das können Hinweise auf eine problematische Situation sein. Sprechen Sie Ihr Kind behutsam darauf an – ohne Vorwürfe, sondern mit echtem Interesse.
Unterstützung suchen, wenn etwas passiert ist:
Wenn Sie sich unsicher fühlen oder den Eindruck haben, dass etwas nicht stimmt, steht Ihnen die BEE SECURE Helpline zur Seite. Die Beratung ist kostenlos, vertraulich und auf Augenhöhe – für Eltern wie für Kinder.
www.bee-secure.lu/helpline
Ein Spiel voller Chancen – aber nur in Begleitung von Erwachsenen.
Roblox bietet viele Chancen: Kreativität, gemeinsames Spiel und digitale Lernerfahrungen. Aber wie bei jeder Online-Plattform braucht es Begleitung. Kinder müssen lernen, wie sie sich schützen können – und sie brauchen Erwachsene, die zuhören, erklären und eingreifen, wenn es notwendig ist. Wenn Eltern sich aktiv einbringen, kann Roblox ein sicherer und spannender Ort für Kinder sein – voller Möglichkeiten, aber ohne unnötige Risiken.