Augen auf bei Kinder-Apps (Update)

Kleines Mädchen liegt in seinem Tipi und schaut ihr Tablet interessant an
BEE SECURE

Brutale oder sexualisierte Werbung, In-App-Käufe, unfaire Spielmodelle – viele Apps, die sich an Kinder richten, enthalten trotzdem Inhalte, die sich nicht für Kinder eignen. Worauf bei der Wahl von Kinder-Apps geachtet werden sollte.

Die Kinder-Apps sind nicht immer kindgerecht

Auch Kinder benutzen Smartphones oder Tablets – und das breite Angebot an Apps für junges Publikum lädt auch dazu ein, auch den jüngsten ein solches Gerät in die Hand zu geben. Kinder können mit geeigneten (Spiele-) Apps und unter Begleitung, spielerisch den Zugang zu Technik lernen. Bei der Auswahl einer App sollte man jedoch auf mögliche Werbung und auf andere Mechanismen achten.

Den Vorgaben von Google zufolge sollen Apps, die für Kinder zugelassen sind, zwar „dem Alter angepasste“ Werbung enthalten, die Realität sieht jedoch oftmals anders aus. Die deutsche Stiftung Warentest hat 50 beliebte Spiele-Apps getestet und hat keine einzige für empfehlenswert befunden.

Mal fragt eine Bannerwerbung für eine Dating-Plattform „Bist du Single“, mal müssen Kinder sich Werbung für nicht altersgemäße Kampf- oder Ballerspiele ansehen, um weiterspielen zu können. Gelegentlich lässt sich durch das Ansehen von Werbung auch Spielgeld erwerben, mit dem wiederum Vorteile im Spiel erworben werden können. Dieses Spielgeld ist in den meisten Fällen auch via In-App-Käufe erhältlich. Viele Apps versuchen ständig, ihre Nutzer zu solchen Käufen zu animieren. Manchmal sind verschiedene Spielinhalte anders auch gar nicht erhältlich, wodurch SpielerInnen, die kein zusätzliches Geld ausgeben wollen oder können, benachteiligt werden.

Ähnlich wie bei „pay to win“ („Bezahle um zu gewinnen“), geht es um den Spielvorteil gegenüber seinen nicht zahlenden Mitspielern, den man erlangen kann, indem man spezielle Gegenstände, Zeit gewinnen oder zusätzlichen Inhalt gegen echtes Geld ersetzten kann. Unzufriedene Kinder werden dadurch schnell dazu verleitet ihre Eltern aufzufordern, (nachträglich bzw. regelmäßig) Geld für ein Spiel auszugeben.

Worauf sollten Eltern achten?

  • Altersangaben: Auch, wenn sie nur eine Richtlinie sein können, sollten Sie vor der Installation einer neuen App auf die Altersangabe im Store achten.
  • AGBs und Berechtigungen:  Lesen Sie vor der Installation die AGBs und schauen sie sich zumindest an, welche Berechtigungen die App benötigt. Viele Apps verschaffen sich Zugang zu Daten, die Sie vielleicht nicht über ihr Kind preisgeben wollen. Ein Blick in die Einstellungen vor dem ersten Spielen lohnt sich ebenfalls.
  • Passwortschutz: Schützen Sie den App-Store ihres Geräts (bzw. dem ihres Kindes) mit einem Passwort. So können nur Sie Apps installieren und In-App-Käufe tätigen.
  • In-App-Käufe: Meiden Sie Kinder-Apps, die von In-App-Käufen Gebrauch machen. Diese Information ist auf jeden Fall im Store angezeigt.
  • Kindersicheres Gerät: Wenn das Kind ein Smartphone oder Tablet alleine benutzt, sollten sie es „kindersicher“ machen, indem Sie die Berechtigungen einschränken.
  • Gemeinsam ausprobieren: Probieren Sie die Apps mit ihrem Kind gemeinsam aus. Dabei können Sie auch auf die Gefahren von Werbung und unbedachten In-App-Käufen hinweisen und gemeinsame Regeln aufstellen.

Außerdem, hat BEE SECURE einen Ratgeber für Eltern veröffentlicht, in dem Sie praktische Tipps finden, wie sie – einerseits –  digitale Medien selbst verantwortungsvoll nutzen und – andererseits –  die Nutzung der eigenen Kinder positiv organisieren können.

Wo gibt es kindgerechte Apps?

Es ist gar nicht so leicht, kindgerechte Apps ohne Werbung, In-App-Käufe und Tracking zu finden. Am besten ist es, sich nicht allein von den Bestenlisten in den Stores leiten zu lassen, sondern eher auf fachkundigen Webseiten zu suchen.

  • Deutsches Jugendinstitut: Die Datenbank „Apps für Kinder“ bewertet Apps für Kinder und gibt neben genauen inhaltlichen Rezensionen auch eine Einschätzung über Preis und Sicherheit ab.
  • Klick-Tipps: Die Seite klick-tipps.net stellt jeden Monat eine kindgerechte App vor, die hier in gesammelter Form vorliegen. Jede App wird inhaltlich rezensiert, außerdem wird die Sicherheit bewertet.
  • Ene Mene Mobile: Die liebevoll gestaltete Seite ene-mene-mobile.de rezensiert Kinder-Apps. Nutzer können eine App-Liste zusammenstellen, um keine zu vergessen. Leider gehen die Autorinnen, die selbst Kinderapps entwickeln, wenig auf Sicherheitsaspekte ein.
  • Benutzen Sie die Checkliste um positive Online-Angebote für Ihre Kinder zu finden, die Sie auf der Webseite der „Positive Online Content“ Kampagne finden.

Wie immer gilt: Reden Sie mit ihrem Kind über die Smartphone- und Tablet-Nutzung, erklären Sie Vor- und Nachteile und bieten Sie Alternativen an.

Zusätzlicher Tipp: Beim Kauf von Videospielen bietet PEGI (Pan European Game Information) mit Altersklassifizierungen eine gute Orientierung für Eltern, ob ein Videospiel altersgemäß ist.

Quellen: Netzpolitik, Kinderkanal