
Mit künstlicher Intelligenz lassen sich heute Bilder, Stimmen und Videos erzeugen, die täuschend echt wirken. Diese Technologie wird nicht nur kreativ oder künstlerisch eingesetzt – sie wird zunehmend auch genutzt, um intime Inhalte zu erstellen. Diese werden anschließend häufig ohne Wissen oder Einwilligung der abgebildeten Person weiterverbreitet. Besonders Jugendliche sind hiervon betroffen.
Künstliche Intelligenz kann (fast) alles – auch täuschend echt fälschen
Künstliche Intelligenz (KI) ist heute in der Lage, nahezu jede Art von digitalem Inhalt zu generieren: realistische Gesichter, Stimmen, Bewegungen oder ganze Szenen. Die Systeme lernen aus riesigen Datenmengen – darunter auch aus Millionen öffentlich zugänglicher Fotos und Videos, die Menschen in sozialen Netzwerken teilen.
Dadurch können intime oder persönliche Aufnahmen indirekt als Grundlage für neue, künstlich erzeugte Darstellungen dienen. Einige Anwendungen, sogenannte Deep-Nude-Apps, können aus gewöhnlichen Selfies realistisch wirkende Nacktbilder generieren. Der technische Aufwand ist gering – der mögliche Schaden dagegen hoch.
Intime Inhalte gehören zum digitalen Alltag
Laut BEE SECURE Radar 2025 geben 42 % der 12- bis 16-Jährigen an, dass Gleichaltrige zumindest gelegentlich intime Fotos oder Videos von sich senden. Bei den 17- bis 30-Jährigen berichten sogar 76 %, solche Inhalte zu erhalten
Eine aktuelle Studie aus Belgien, veröffentlicht über die europäische Plattform Better Internet for Kids (Insafe) zeigt, dass mehr als die Hälfte der Jugendlichen, die sogenannte Deep-Nude-Apps kennen, diese auch schon ausprobiert haben. Das verdeutlicht, wie weit verbreitet solche Anwendungen inzwischen sind.
Wenn KI intime Inhalte erzeugt
Für die Erstellung eines realistisch wirkenden Nacktbildes ist kein echtes Nacktfoto mehr erforderlich. KI-Tools können aus harmlosen Bildern oder Videos ein neues, täuschend echtes Resultat generieren. Diese Inhalte werden anschließend oft ohne Wissen oder Einwilligung der betroffenen Person weiterverbreitet – sei es über Chatgruppen, soziale Netzwerke oder Online-Plattformen.
Betroffene verlieren dadurch die Kontrolle darüber, was mit ihren Bildern geschieht, und ihre Privatsphäre wird verletzt. Das kann zu erheblichem Stress, Scham oder Angst führen.
Einwilligung ist entscheidend
Das zentrale Prinzip lautet: Intime Inhalte dürfen nur mit der ausdrücklichen Einwilligung aller Beteiligten erstellt oder geteilt werden.
Selbst wenn Inhalte ursprünglich im gegenseitigen Vertrauen entstanden sind, bleibt deren Weitergabe ohne Zustimmung unzulässig. Dieses Verhalten wird als sekundäres Sexting bezeichnet und kann gravierende persönliche und rechtliche Folgen haben. Mehr Informationen dazu im Artikel „Bass de sécher – Sekundäres Sexting“.
Rechtliche Grundlagen in Luxemburg
Die rechtliche Bewertung solcher Fälle ist klar geregelt:
- Recht am eigenen Bild:
Jede Person hat das Recht, selbst zu bestimmen, ob und in welchem Zusammenhang ihr Bild veröffentlicht wird. Das Verwenden oder Verbreiten ohne Einwilligung ist unzulässig. Ausführliche Informationen bietet der thematische Beitrag „Recht am eigenen Bild“.
- Minderjährige und CSAM:
Sobald Darstellungen Minderjährige in einem sexuellen Kontext zeigen – auch wenn sie künstlich erzeugt sind – kann dies als Darstellung sexuellen Missbrauchs von Kindern (CSAM) gelten und ist nach Art. 383 ff. des luxemburgischen Code Pénal strafbar. CSAM kann auf der BEE SECURE Stopline anonym gemeldet werden.
Weitere Informationen zu den rechtlichen Grundlagen finden sich im Ratgeber „Nackt im Netz?“.
Wenn man selbst betroffen ist
Wer feststellt, dass ein Deepfake oder künstlich erzeugtes intimes Bild von sich kursiert, sollte besonnen handeln:
- Ruhe bewahren.
- Beweise sichern: Screenshots, Links, Nachrichten, Zeitstempel.
- Nicht zahlen und nicht reagieren auf Erpressungsversuche.
- Unterstützung suchen: Die BEE SECURE Helpline (8002 1234) bietet vertrauliche und kostenlose Beratung.
KI bringt Chancen – aber auch neue Risiken
Wie jede technologische Entwicklung eröffnet KI sowohl positive als auch negative Möglichkeiten. Sie kann kreative Prozesse unterstützen, Bildung und Forschung erleichtern – oder aber für Desinformation, Identitätsmissbrauch und sexuelle Ausbeutung missbraucht werden.
Eine Forschergruppe der Universität Illinois Urbana-Champaign beschreibt eine grosse Bandbreite potenzieller Risiken für Jugendliche, die mit generativer KI verbunden sind – von Deepfakes über Desinformation bis hin zu Betrug und Manipulation: es bestehen Risiken für die soziale Entwicklung, das mentale Wohlbefinden und für die Privatsphäre, wenn persönliche Daten geteilt werden. Weitere Risiken ergeben sich durch den Missbrauch von KI (etwa für Cyber-Mobbing oder Betrug), durch „toxische“ Inhalte, die von KI-Systemen selbst erzeugt werden können, sowie durch Diskriminierung und Verzerrungen, wenn KI auf einseitigen oder fehlerhaften Daten basiert.
Das Bewusstsein dafür, dass KI Inhalte aller Art erzeugen kann – auch solche, die nie real existierten – ist der erste Schritt, um sich und andere zu schützen.







