
Sie haben vielleicht schon bemerkt, dass ChatGPT nun sogenannte „Agenten“ anbietet. Diese Funktion wird aktuell schrittweise für alle Nutzer freigeschaltet und soll dabei helfen, Aufgaben wie E-Mails schreiben, Termine organisieren oder Webseiten analysieren automatisch zu erledigen. Das klingt komfortabel – wirft aber auch neue Fragen zur digitalen Sicherheit auf.
Was ist ein ChatGPT Agent?
Ein ChatGPT-Agent ist ein digitaler Assistent, der nicht nur Texte generiert, sondern eigenständig handelt. Er kann zum Beispiel eine Webseite durchsuchen, eine Datei analysieren oder eine Nachricht entwerfen – ganz ohne dass der Nutzer jeden Zwischenschritt selbst ausführen muss.
Um das zu ermöglichen, benötigt der Agent Zugriff auf verschiedene Informationen und Dienste. Je nachdem, wie man ihn einsetzt, kann das den Browser, lokale Dateien, Cloud-Dienste oder persönliche Kontoinhalte betreffen. Der Agent trifft dabei selbst Entscheidungen, wie er vorgeht, und erledigt Aufgaben im Hintergrund.
Was macht die Funktion so sensibel?
Je nach Nutzungsszenario kann der Agent auf mehr Daten zugreifen, als ursprünglich beabsichtigt war. Wenn man ihn zum Beispiel mit dem eigenen Kalender oder E-Mail-Postfach verbindet, analysiert er möglicherweise auch Inhalte, die nicht zur eigentlichen Aufgabe gehören. Auch falsche oder unpräzise Anweisungen können dazu führen, dass der Agent unerwünschte Schritte ausführt – etwa eine Nachricht an die falsche Person verfasst oder Informationen falsch interpretiert.
Ein weiteres Risiko besteht darin, dass Inhalte aus dem Internet – etwa manipulierte Webseiten oder Dokumente – dem Agenten Anweisungen unterschieben könnten, ohne dass es für den Nutzer ersichtlich ist. Solche versteckten Eingaben könnten theoretisch dazu führen, dass Daten weitergegeben oder ungewollte Prozesse ausgelöst werden.
OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, macht selbst deutlich, dass die Technologie noch in der Entwicklung ist. In der offiziellen Dokumentation wird davor gewarnt, den Agenten für kritische Aufgaben zu verwenden. Auch der CEO des Unternehmens hat öffentlich zur Vorsicht geraten, insbesondere bei sensiblen oder finanziellen Anwendungen.
Wie kann man sicher damit umgehen?
Wichtig ist, sich bewusst zu machen: Der Agent arbeitet eigenständig. Was man ihm gibt – und was man ihm erlaubt – entscheidet maßgeblich über das Risiko.
Daher gilt:
- Persönliche und vertrauliche Informationen sollten möglichst nicht mit dem Agenten geteilt werden. Dazu zählen Bankdaten, Passwörter, Verträge, Gesundheitsinformationen oder private Fotos und Dokumente.
- Aufgaben, bei denen es um sensible Bereiche geht – etwa Online-Banking, amtliche Schreiben oder personenbezogene Daten – sollten nicht an einen Agenten delegiert werden.
- Je weniger man dem Agenten preisgibt, desto besser lässt sich kontrollieren, was mit den Informationen passiert.
- Besonders beim Einstieg ist es sinnvoll, mit einfachen und neutralen Aufgaben zu beginnen – etwa beim Formulieren von E-Mails (ohne sie direkt verschicken zu lassen) oder beim Strukturieren von Inhalten.
Neue Möglichkeiten – aber mit Augenmaß
Die Agentenfunktion eröffnet viele neue Möglichkeiten, kann Arbeitsabläufe vereinfachen und Zeit sparen. Gleichzeitig bedeutet sie, einem System Kontrolle zu überlassen – zumindest teilweise. Wer damit arbeitet, sollte sich über die potenziellen Folgen im Klaren sein. Denn so hilfreich ein digitaler Assistent sein kann – er weiß nicht automatisch, wo Grenzen verlaufen. Diese muss der Mensch selbst setzen.







