Gesundheitstrends auf TikTok: Zwischen Inspiration und Desinformation

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Ob Ernährung, Fitness oder Lifestyle – TikTok ist für viele Jugendliche eine wichtige Quelle für Trends rund um das Thema Gesundheit. Dabei reicht die Bandbreite von kreativen Rezeptideen bis hin zu fragwürdigen Diätversprechen. Entscheidend ist es, solche Inhalte differenziert zu betrachten und kritisch einzuordnen.

Bekanntes Thema, neue Dynamik

Gesundheitstrends auf Social Media sind kein neues Phänomen. Schon früher prägten Magazine und Fernsehsendungen das Schönheits- und Körperbild vieler Jugendlicher. Doch was heute auf TikTok passiert, unterscheidet sich in Quantität und Dynamik deutlich. Durch Empfehlungsalgorithmen werden bestimmte Inhalte gezielt und wiederholt ausgespielt, sodass einzelne Trends in kurzer Zeit eine enorme Reichweite erzielen. Wer sich ein Video zu einem Diätthema anschaut, erhält oft automatisch weitere ähnliche Beiträge – und das teils täglich.

Harmlose Trends und kreative Ideen

Die Inhalte, die sich unter dem Hashtag #HealthTok oder im Bereich sogenannter Food Trends verbreiten, sind sehr unterschiedlich. Viele dieser Trends sind harmlos oder regen sogar zu mehr Interesse an Ernährung und Kochen an. Laut der Wikipedia-Übersicht zu TikTok-Food-Trends gehören dazu beispielsweise virale Rezepte wie der berühmte Feta-Pasta-Trend oder kreative Zubereitungsarten wie der Tortilla Wrap Hack. Solche Inhalte motivieren zahlreiche Jugendliche dazu, selbst in der Küche aktiv zu werden und Neues auszuprobieren – ein durchaus positiver Effekt.

Zwischen Trend und Risiko

Daneben kursieren aber auch Trends mit problematischen Botschaften. Besonders sichtbar sind derzeit Abnehm- und Diättrends, die unrealistische oder gar gesundheitsgefährdende Versprechen machen. Ein Beispiel ist der sogenannte „Oatzempic“-Trend, bei dem ein Hafer-Drink als kostengünstige Alternative zu medizinischen Abnehmspritzen wie Ozempic beworben wird – ohne wissenschaftliche Grundlage. Ähnlich kritisch betrachten Fachleute auch „SkinnyTok“-Inhalte, die restriktives Essverhalten und extreme Schlankheitsideale verherrlichen.

Gerade bei Jugendlichen können solche Trends gesundheitliche Folgen haben. Eine internationale Studie der University of Waterloo zeigt, dass negatives Körperbild unter Jugendlichen weltweit zunimmt, insbesondere in Verbindung mit der Nutzung von Social Media. Auch eine aktuelle Analyse (PMC 2023) bestätigt, dass Plattformen wie TikTok verstärkt zu Essstörungen und unsicherem Essverhalten beitragen können.

Daraus können sich ernsthafte gesundheitliche Risiken ergeben – von Mangelernährung und hormonellen Störungen bis hin zu dauerhaften Schäden an der körperlichen und psychischen Entwicklung. Besonders in der sensiblen Wachstumsphase benötigen Jugendliche eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung, um sich körperlich und geistig gesund zu entwickeln.

Hype im Alltag

Es gibt zudem Trends, die auf den ersten Blick eher unbedenklich wirken, aber bei übermäßigem oder falschem Gebrauch dennoch Risiken bergen können. Dazu zählen etwa Trend, täglich Olivenöl-Shots zu konsumieren. Auch der „Girl Dinner“-Trend, bei dem kleine Snack-Teller als Mahlzeitersatz inszeniert werden, zeigt, wie stark sich TikTok-Inhalte auf das Essverhalten auswirken können.

Ein zentrales Problem bleibt die Qualität der Inhalte: Laut einer wissenschaftlich fundierten Empfehlungen. Gleichzeitig verstärken die Algorithmen den Eindruck, dass viele dieser Trends weit verbreitet und gesellschaftlich akzeptiert seien – was bei Jugendlichen Unsicherheiten und falsche Vorstellungen über gesunde Ernährung hervorrufen kann.

Auch positive Bewegungen sichtbar

Doch es wäre zu kurz gegriffen, Social-Media-Trends pauschal negativ zu bewerten. Es gibt auch viele positive Bewegungen, etwa im Bereich der Body Positivity, die auf TikTok stark vertreten sind. Hier werden vielfältige Körperbilder sichtbar gemacht und Jugendliche ermutigt, sich selbst zu akzeptieren. Ebenso tragen kreative Food-Trends durchaus dazu bei, dass junge Menschen sich mehr mit Ernährung und selbstständigem Kochen beschäftigen – ein wichtiger Gegenpol zur rein konsumorientierten Schnelllebigkeit vieler Onlineinhalte.

Kritisch denken lernen

Entscheidend ist daher, Jugendlichen eine kritische Medienkompetenz zu vermitteln: Sie sollten lernen, Inhalte auf TikTok und anderen Plattformen zu hinterfragen, die Mechanismen von Algorithmen zu verstehen und Informationen aus verlässlichen Quellen einzuholen.

Eltern, Lehrpersonen und Fachkräfte im Jugendumfeld können dabei unterstützen, indem sie sich selbst über aktuelle Trends informieren und das Gespräch mit Jugendlichen suchen.

Denn: Gesundheitstrends auf TikTok sind vielfältig und dynamisch – und wie so oft im Netz kommt es darauf an, die Spreu vom Weizen zu trennen.