
In sozialen Netzwerken zeigen immer mehr Mütter und Väter ihren Familienalltag, geben Erziehungstipps oder empfehlen Produkte rund ums Kind. Diese sogenannten Momfluencer und Dadfluencer erreichen Hunderttausende Follower und beeinflussen damit, wie viele Menschen über Elternschaft, Konsum und das „gute Leben“ denken. Doch was steckt hinter diesem Trend, und worauf sollte man achten?
Wer sind Mom- und Dadfluencer?
Ob Mutter oder Vater – sogenannte Mom- oder Dadfluencer teilen auf Plattformen wie Instagram, TikTok oder YouTube ihren Familienalltag: vom Frühstück mit den Kindern über Erziehungsfragen, Bastelideen, Freizeitvorschläge und Rezepte bis hin zu Produktempfehlungen. Die Inhalte reichen von authentisch wirkenden Alltagsszenen bis zu gezielt inszenierten Kooperationen mit Marken.
Sie schaffen Vertrauen, indem sie persönliche Erfahrungen teilen und damit Nähe erzeugen. Genau dieses Vertrauen bildet die Grundlage für erfolgreiches Influencer-Marketing. Eltern gelten dabei als besonders empfängliche Zielgruppe.
Zwischen Erfahrungsaustausch und Geschäftsmodell
Was oft als ehrlicher Austausch zwischen Eltern beginnt, ist für viele Influencer längst zu einem Beruf geworden. Geld verdienen mit Reichweite – das ist das Ziel zahlreicher Accounts.
Mom- und Dadfluencer wissen genau, welche Themen Aufmerksamkeit erzeugen. Sie geben Ratschläge, teilen persönliche Geschichten oder versprechen Lösungen für alltägliche Familienprobleme. Dabei werden häufig Produkte präsentiert – von Online-Kursen und Coaching-Angeboten rund um Babyschlaf, Erziehung oder Familienorganisation über Kinderkleidung, Ernährung und Haushaltsprodukte bis hin zu Lifestyle-Tipps für Eltern.
Nicht immer ist klar, ob ein Beitrag aus eigener Überzeugung oder im Rahmen einer bezahlten Kooperation entsteht. Die Grenze zwischen persönlicher Erfahrung und Werbung kann verschwimmen. Wer solche Inhalte konsumiert, sollte sich daher immer fragen:
- Was möchte mir diese Person vermitteln – und warum?
- Wird hier etwas verkauft – und wenn ja, was genau?
Marketing mit Emotionen
Der Erfolg von Mom- und Dadfluencern beruht auf emotionaler Nähe. Durch private Einblicke entsteht der Eindruck von Vertrautheit – ein Gefühl, das Vertrauen stärkt und Kaufentscheidungen beeinflusst. Viele Follower nehmen Influencer fast wie Freunde wahr.
Für Unternehmen ist das besonders interessant: Sie wissen, dass Eltern stark auf Empfehlungen reagieren, die in familiäre Kontexte eingebettet sind. So wirkt Werbung nicht wie Werbung, sondern wie ein persönlicher Ratschlag. Doch auch wenn Beiträge spontan und ehrlich erscheinen – oft sind sie Teil einer durchdachten Marketingstrategie, die auf Algorithmen, Daten und Zielgruppenanalyse beruht.
Wenn Kinder zum Inhalt werden
Viele Influencer zeigen ihre Kinder regelmäßig in Fotos oder Videos. Dieses Verhalten wird auch als Sharenting bezeichnet – eine Kombination aus sharing (teilen) und parenting (Erziehen). Dabei kann das Teilen aus Stolz oder Freude entstehen, wird aber problematisch, wenn Kinder gezielt als Teil des Online-Auftritts eingesetzt werden.
Manche Kinder werden so zu Kidfluencern: Sie testen Spielzeug, präsentieren Kleidung oder erscheinen regelmäßig in Werbeposts. In diesen Fällen wird das Kind selbst Teil der Markenstrategie – und damit zum Gesicht eines wirtschaftlich genutzten Online-Profils.
Das wirft wichtige Fragen auf:
- Privatsphäre: Kinder können meist nicht selbst entscheiden, ob sie im Netz sichtbar sein möchten.
- Langzeitfolgen: Einmal veröffentlichte Inhalte bleiben oft dauerhaft online und können später das Selbstbild beeinflussen.
- Kommerzialisierung: Wenn mit Kinderbildern Geld verdient wird, stellt sich die Frage, wer profitiert und ob Kinderarbeit im rechtlichen Sinne vorliegt.
Was bleibt positiv – und worauf sollte man achten?
Mom- und Dadfluencer können den Austausch unter Eltern fördern, wichtige Themen ansprechen und Verständnis für unterschiedliche Familienrealitäten schaffen. Doch die Grenze zwischen Inspiration und Beeinflussung ist schmal.
Tipps für einen bewussten Umgang:
- Auch „authentische“ Posts sind oft Teil einer Werbestrategie.
- Nicht alles glauben, was perfekt erscheint.
- Werbung erkennen: Hinweise wie „Anzeige“ oder „bezahlte Partnerschaft“ zeigen wirtschaftliche Interessen.
- Sich bei Erziehungsfragen auch im persönlichen Umfeld austauschen – etwa mit Familie, Freunden oder auch Fachleuten aus der Familienpädagogik (z. B. Erzéiungs- a Familjeberodung).







